01.07.2024 - Moderne Tagungs(t)räume

Nachhaltiger Neubau mit intelligent vernetzten Technikelementen

Erstes Bild von Nachhaltiger Neubau mit intelligent vernetzten Technikelementen Die Innenarchitektur von Tagungsräumen ist im Wandel. Immer wieder erreichen uns Anfragen nach konkreten Tipps und Best Practice für erprobtes Tagungsmobiliar, funktionierende Technik und originelle Raumgestaltung. Was TOP 250 Hoteliers sich einfallen lassen, um nutzungsorientiertes Inventar mit ansprechendem Design zu verbinden, zeigt unsere Serie über besondere, in jüngerer Zeit entstandene Tagungsräume.

Eine schöne Aussicht, die durch große Glasfronten gewährt wird, zählt sicherlich zu den Klassikern einer angenehmen Raumanmutung. Für Tagungsräume gilt dies nicht minder: Dem entspannenden „Durchblick“ nach draußen kommt immer eine wichtige Qualität zu, vorausgesetzt natürlich der Raum bietet sich dafür an. Im See- und Sporthotel Ankum hat man sich die Lage an einem See entsprechend zunutze gemacht. Erst vor wenigen Monaten wurde in dem nahe Osnabrück gelegenen 101-Zimmer-Anwesen ein komplett neu erbauter Meetingbereich mit der Bezeichnung „Lakeside-Conference“ fertig gestellt. Große Fenster übernehmen darin die Aufgabe, das angrenzende idyllische Uferpanorama quasi nach innen zu holen. Zugleich setzt die sonstige Raumgestaltung auf eine zurückhaltende Schlichtheit ohne viele Dekorationselemente, was den Seeblick noch wirkungsvoller macht. Direkt angeschlossen sind sehr geräumige Terrassen und Balkonterrassen, deren Ausmaße teils annähernd so groß sind wie die Tagungsräume selbst und somit den vorhandenen Aktionsrahmen weiter in Richtung See ausdehnen. „Unsere neuen Tagungsräume sind als Überleitung in die Natur konzipiert“, erklärt Julien Schon, der seit Oktober 2023 den Hotelbetrieb managt. „In dieser Eigenschaft sollen sie für sich selbst sprechen, deshalb wurde die Entscheidung für ein puristisches, aber zugleich schickes und modernes Innendesign getroffen“.

Alles in allem entstanden vier neue Tagungsräume (36 bis 105 m²). Mitsamt zugehörigen Pausenbereichen befinden sie sich jeweils im Erd- und Obergeschoss zweier separater Häuser im Bungalow-Stil, die beide nur für Tagungen vorge sehen sind; zwischen ihnen verläuft ein Verbindungsgang. Beide Häuser sind eingebettet in eine Appartement-Anlage, die zeitgleich errichtet wurde und ihrerseits aus acht Einzelgebäuden mit zusammen 48 Zimmern besteht – es handelt sich dabei um eine Logis-Erweiterung des Hotels, die hauptsächlich für Wochenend- und Longstay-Gäste gedacht ist. Bisher gab es Übernachtungs- und Tagungsmöglichkeiten nur im Hotel- Haupthaus, welches sich in kurzer Reichweite ebenfalls am Ankumer See befindet. Mit dem Ende der Coronazeit stellte sich heraus, dass die Nachfrage im Tagungsgeschäft spürbar anstieg, was unter anderem mit dem Ausscheiden regionaler Mitbewerber als Folge der allgemeinen Kostensteigerungen zusammenhing. „Es zeichnete sich ab, dass unsere bis dato drei verfügbaren Tagungsräume vor allem für Seminaranfragen nicht mehr ausreichend sind“, so Julien Schon rückblickend, „von daher haben wir im Zuge der Projektierung der Lakeside-Apartments die Ergänzung unserer Tagungskapazitäten gleich in einem Atemzug mitgeplant.“

Nachdem die Grundidee der neuen Räume feste Konturen angenommen hatte, wurde ein Hamburger Innenarchitekturbüro mit der praktischen Umsetzung beauftragt. Das Ergebnis zeigt eine konsequente Interpretation des Mottos „Weniger ist Mehr“: Klarheit und Geradlinigkeit sind dabei hervortretende Merkmale, wobei die Ausgestaltung mit viel Sichtholz zugleich die Naturverbundenheit des Raumkonzepts unterstreicht. Während beim Fußboden Echtholz-Dielen aus Eiche zum Einsatz kommen, sind einzelne Wände teils mit Kiefernholz getäfelt, teils aber auch mit hellen Stofftapeten bedeckt, um ein Zuviel beim Holzeindruck zu vermeiden. Andere Wände sowie die Akustik-Decke aus Rigips erscheinen dazu in Weißtönen. In Kombination mit den großen Fensterflächen ergibt sich im Ganzen ein heller und lichtvoller Raumeindruck, dem es nicht an Wärme und gehobenem Ausdruck fehlt. Zumal auch die gewählten Tagungsmöbel eine gute Figur machen: Besonders die für längeres Sitzen ergonomisch konstruierten Stühle mit Holzoptik sowie Sitz- und Rückenpolsterung passen sich stilvoll ein – sie sind im Übrigen reihbar und stapelbar (bis 17 Stück). Die Tische wiederum haben matt-helle, blendfreie Oberflächen auf großzügigen Arbeitsplatten (80 x 160 cm). Ein Highlight-Kapitel für sich ist die Technikausstattung. So verfügt jeder Raum über eine KI-gesteuerte Kamera, die einzelne Redner erkennt, sie eigenständig anzoomt und ihnen folgt, wenn sie sich im Tagungsraum bewegen. Jede dieser Kameras ist fest in einer Wand installiert und zwar hinter einer Holzklappe, die über ein Bedienungspanel geöffnet oder verschlossen werden kann – sobald sich die Klappe öffnet, kommt die Kamera wie eine Schublade aus der Wand heraus. Anwendungsszenarien sind vor allem hybride Formate und Online-Präsentationen. Es können aber auch Rollenspiele aufgezeichnet und im Nachhinein ausgewertet werden. „Die Kameras kommen bei großen und bei kleinen Veranstaltungen gleichermaßen zum Einsatz. Möglich sind außerdem Übertragungen in andere Räume. Bei uns findet dies beispielsweise im Rahmen von IHK-Ausschusssitzungen statt“, verdeutlicht Julien Schon und betont: „Die gesamte Technik ist auf ungeübte Nutzer ohne Vorkenntnisse ausgelegt und kann ganz einfach über die Panele angewendet werden.“

Letzteres trifft unter anderem auch auf Lautsprecher und Deckenmikrofone zu. Äußerlich sind beide den Raumfarben angepasst, wobei die Mikrofone optisch wie Deckenplatten aussehen, die sich nahtlos und dezent einfügen. Die Reichweite der Mikrofone wiederum gestattet ein freihändiges und mobiles Agieren im ganzen Raum ohne Headset. Projiziert wird überwiegend klassisch vom Beamer auf die Leinwand. Im kleinsten Meetingraum (36 m²) hatte diese Lösung allerdings nicht gepasst, sodass hier ein beschreibbarer Multi-Touch-Bildschirm (86") als Präsentationsfläche dient. Zusätzlich ist ein digitales Flipchart vorhanden, mit dem sich via Bluetooth auf Laptop- bzw. Tablet/Handy-Inhalte zugreifen lässt, die dann auf dem Flip dargestellt werden können. In punkto Licht fiel die Entscheidung auf LED-Bänder und LED-Spots, die ein angenehm warm-weißes Arbeitslicht spenden - sie sind individuell regulierbar bzw. dimmbar. Im größten Tagungsraum (105 m²) kommen noch dekorative Glas-Leuchtkugeln hinzu.

Präzise gesteuert und vernetzt werden die verschiedenen Beleuchtungselemente mittels des energieeffizienten KNX-Standards – dies trifft auch auf weitere Technik-Komponenten wie Vollklimaanlagen und Bodenheizungen zu. Auf den Dächern befinden sich Wetterstationen, welche die Sonneneinstrahlung und andere Parameter messen, so dass je nach Wetterlage immer die gewünschten raumklimatischen Bedingungen automatisch anpassbar sind. Auch die an den Fenstern angebrachten Tageslichtrollos können auf diese Weise selbststeuernd abblenden bzw. verdunkeln. Erwähnenswert ist zudem, dass die nötige Energieversorgung sämtlicher Gebäude vollständig durch Solarmodule auf den Dächern erfolgt und somit selbsterzeugt und nachhaltig ist.

Entsprechend seinem Raumgefüge wird das „Lakeside-Conference“- Ensemble für eine breite Veranstaltungspalette genutzt: Von kleinkreisigen Besprechungsrunden über Workshops und Seminare bis hin zu Fachtagungen mit circa 80 Personen. Die angeschlossenen Terrassen sind häufig miteinbezogen – dabei sorgen HDMI-Anschlüsse dafür, dass auch draußen mit dem Laptop oder dem digitalen Flip gearbeitet werden kann. Mitunter wird sogar die ganze Tagung auf eine Terrasse verlegt. Obwohl es nach nur wenigen Monaten Betrieb für ein Fazit noch ein wenig früh sein mag, ist Julien Schon davon überzeugt, dass sich der Neubau gelohnt hat: „Es war bestimmt richtig, sich zu vergrößern. Soweit wir sehen, ist die erwartete Nachfrage eingetreten. Auch das Kunden-Feedback ist ermutigend: Die Teilnehmer lieben es einfach, ihr Treffen flexibel nach draußen verlegen zu können, atmosphärisch wird dies als ein großes Plus wahrgenommen.“


Inventar-Steckbrief, See- und Sporthotel Ankum
Stühle: Thonet, S 162 PF
Tische: Richter Möbelwerkstätten / Fürstenau
Bodenbelag: Meister, Lindura HD 400
Wandverkleidung: Richter Möbelwerkstätten / Fürstenau
Bildschirm / Touchdisplay: NEC, MultiSync CB861Q 217 cm Klasse CB Series LED Display
Kabelloses Präsentationssystem: Clickshare, CX-50 Pack EU
Kamera Tagungsraum: Sony, SRG-X120WC Konferenzkamera
Mikrofone: Sennheiser, TeamConnect Ceiling 2
Soundsystem: Fohhn, Scale-2S Kompaktlautsprecher
Beamer: NEC, P605UL -3- Tageslichtprojektor
Pinnwände: Master of Boards, Moderationstafel UP
Flipcharts: Master of Boards, Flipchart Piranha
Digitales Flipchart: Samsung, Flip Pro WM55B 55 Zoll
Klimaanlage: Toshiba, VRF 4 Wege
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