02.09.2023 - Zahlen verstehen

Spielend leicht zu mehr Unternehmergeist im Team

Erstes Bild von Spielend leicht zu mehr Unternehmergeist im Team Das Hospitality-Gen, heißt es, sei die wichtigste Voraussetzung, um in der Hotellerie einen guten Job zu machen. Leider fehlt so manchem Gastgeberherz das Verständnis für das Unternehmerische. Lassen sich ein sicherer Umgang mit Zahlen und die Freude am Wirtschaften bei einem Workshop spielerisch erlernen? Wir machen den Test.

Sind Führungskräfte in der Hotellerie im Schnitt weniger Zahlen-affin als in anderen Branchen? Wer sich gezielt danach umhört, wird zumindest zum Schluss kommen, dass vielerorts Abteilungsleiterpositionen intern besetzt werden, dass oft Mitarbeiter, die sich durch besondere fachliche Leistungen und persönliches Engagement ausgezeichnet haben, beim Ausscheiden von Führungskräften nachrücken und mit Aufgaben betraut werden, für die sie nicht explizit qualifiziert sind. Das Klagen der Geschäftsführer über ein vermeintlich mangelndes unternehmerisches Bewusstsein in der Abteilungsleiterriege ist deshalb in vielen Hotels ein hausgemachtes Problem.
Doch kann es so schwer sein, den Status Quo zu überwinden und Führungskräften, deren Stärken eher in emotionalen Bereichen als in rationalen liegen, das Verständnis für Zahlen zu vermitteln? Gilt hier etwa der Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“? Oder noch fatalistischer gefragt: „kann man“ entweder mit Menschen – oder mit Zahlen? Beides geht nicht? Doch, natürlich, sagt Jochen Henkel, Trainer und Berater bei „Henkel + Henkel – Die Wachstumsbegleiter“, der mit „Nosolo® – das Hotelpraxisspiel für Chefs und Teams“ einen zweitägigen Workshop zum Thema anbietet. Es komme jedoch stark auf die Art an, wie das Wissen vermittelt werde. Der Schlüssel zum Erfolg liege darin, den eher Zahlen-fremden Typen das unternehmerische Wissen auf eine für sie geeignete, spielerische Weise nahezubringen. Ein gutes Verständnis für den Menschen ist also gefragt beim Unterfangen, ein besseres Verständnis für Zahlen zu lehren.

Beim von Henkel durchgeführten Praxisspiel „Nosolo Hotel“ handelt es sich um eine Variante des vom Diplom-Psychologen und Betriebswirt Frank Schwedhelm entwickelten Unternehmenssimulationsspiels „Nosolo®“, das auch in den Versionen „Industrie“, „Non-Profit“ und „Hospital“ vorliegt. Die Hotel-Variante entwarf Henkel in Abstimmung mit erfahrenen Hoteliers. Ziel dabei ist es, Mitarbeitern im Hotel nicht nur das Verständnis für Zahlen zu vermitteln, sondern auch das Wissen um Geldströme und die Auswirkung von vermeintlichen Kleinigkeiten im Hotelalltag auf das große Ganze. Letzteres fördert das Gefühl, dass jeder etwas bewirken kann, wenn er unternehmerisch mitdenkt. Dass aus Mit-Arbeitern so Mit-Denker werden – davon profitieren die Unternehmen, die Geschäftsführer und Direktoren.
Begeistert vom Workshop-Konzept, gestärkt durch die Bestätigung der Relevanz des Themas seitens einiger TOP 250 Hoteliers sowie neugierig, herauszufinden, ob der Workshop hält, was er verspricht, versammelten sich 16 Teilnehmer aus sieben verschiedenen TOP 250 Mitgliedshäusern im Juni 2023 in Schloss Hohenkammer – von Hoteldirektoren über GF-Assistenzen und F&B-Manager sowie (Nachwuchs-) Führungskräften aus den Abteilungen Rezeption, Sales und Tagung bis hin zu Mitarbeitern aus dem Service und dem Housekeeping. Während drei der Teilnehmer von sich behaupteten, analytische Denker zu sein, gaben die anderen an, eher nicht so gut mit Zahlen umgehen zu können… und dass sie sich durch die Workshop-Teilnahme mehr Leichtigkeit dafür erhofften.

Nosolo – Spielprinzip und Zielgruppe
„Nosolo Hotel“ vermittelt spielerisch und praxisnah die Grundlagen betriebswirtschaftlichen Denkens und Handelns. Es werden Erfolgsfaktoren dargestellt sowie das Zusammenspiel von Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung und ausgewählte Kennzahlen vermittelt. Durch die Simulation der klassischen Geld- und Werteflüsse in Form von Münzen und Wertebehältern werden Stellhebel und Entscheidungsparameter direkt be-greif-bar. Das aktive Bewegen der Werte auf dem Simulationsboard lässt die Teilnehmenden betriebswirtschaftliche Zusammenhänge nicht nur verstehen, sondern auch erleben. Die brettspielbasierte Nosolo-Simulation visualisiert anschaulich die betrieblichen Prozesse in Hotels.
Die Simulation wird in bis zu vier Teams von jeweils drei oder vier Spielern je Spielbrett absolviert. Anders als bei Planspielen stehen die Teams nicht im Wettbewerb zueinander, sondern durchlaufen parallel dieselbe Ereigniskette. Dies ermöglicht stressfreies, handlungsorientiertes Lernen mit- und voneinander sowie eine durchgehend angenehme Lernatmosphäre. Im Verlauf der Veranstaltung werden die Teams durch zehn Geschäftsjahre eines Hotels mit den klassischen Betriebsteilen Logis/Food & Beverage, Wellness/Spa und MICE geführt. Praxisrelevante Geschäftsvorfälle werden bearbeitet, deren Auswirkungen analysiert und unternehmerische Entscheidungsmuster erläutert. Kurze Theorie-Inputs zu ausgewählten Themen vermitteln den Teilnehmenden betriebswirtschaftliche Grundlagen und gewährleisten einen praxisorientierten Transfer in die eigene Organisation. Nosolo kann entweder hotelübergreifend oder als Inhouse-Seminar, unter Berücksichtigung hotelspezifischer Themen, gespielt werden.

Gefühlte Zahlen trügen – schau genau hin!
„Ich kann in zwei Tagen keinen BWL Studiengang ersetzen – und das ist auch gar nicht nötig. Unser Ziel ist es, ein Gespür und Verständnis für Zahlen zu entwickeln, um den Hotelbetrieb im Ganzen besser zu verstehen und auch im Alltag souveräner mit Zahlen umgehen zu können. Und jetzt lasst uns Spaß haben!“ Seminarleiter Jochen Henkel verstand es, die Teilnehmer von Beginn an abzuholen und für den Workshop zu motivieren.
Gestartet wurde mit aktivierenden Aufwärmübungen und Theorieeinheiten zu den Themenfeldern Hotelbetrieb, Konsum und Haushalten, Privatwirtschaft und Volkswirtschaft, außerdem wurde das Gefühl für Zahlen durch Schätzfragen und kleine Rechnungen getestet und gefördert: Wie viele sozialabgabenpflichtige Beschäftigte gibt es derzeit etwa in der Hotellerie und Gastronomie in Deutschland? Wie viele Minijobber? Wie viele Gastro-Betriebe? Was bedeutete die Mehrwertsteuererhöhung 2005 von 16 auf 19 Prozent? Welchen Geldsegen bereitete die Senkung auf 7 Prozent – und welche Auswirkungen hatte diese Entscheidung auf die gesamtdeutsche Wirtschaft? Was würde die Rückkehr zu 19 Prozent bedeuten?
Besorgnis, aber auch Ansporn zum Handeln verursachte die Beispielrechnung zum Thema Energiepreiserhöhung und Zinssteigerungen. Wie viele Zimmer müssen mehr verkauft werden, um diese Mehrkosten zu tragen? Daraus folgte eine wichtige Botschaft Henkels, eine vermeintliche Selbstverständlichkeit, die jedoch für nicht so Zahlen-affine Menschen oft unangenehm auszusprechen ist: „Gewinn ist nichts Schlimmes! Wir brauchen Rücklagen, weil das Unternehmen vor schwierigen Phasen geschützt werden muss. Das muss allen Mitarbeitern klar gemacht werden: Kommunikation gegenüber Gästen, ja. Aber definitiv kein schlechtes Gewissen haben!“

„Mein persönlicher Aha-Moment war, als über die Marktwirtschaft gesprochen wurde – vor allem der Punkt ‚Jedes Unternehmen trägt alleine das Risiko‘. Das gibt mir mehr Sicherheit und Selbstbewusstsein, unsere Preise an die Gäste heranzutragen. Das ist mir in der Vergangenheit oft nicht ganz so leichtgefallen.“

Durch die praxisnahe, fragende Methode holte Henkel alle Teilnehmenden mit ihren persönlichen Themen ab und sensibilisierte für eine weitere zentrale Botschaft: „Es hilft nichts, wegzuschauen. Ob als Privatmensch, als Unternehmen oder auch als Finanzminister.“ Einprägsame Beispiele aus seiner Beraterkarriere ließen die Anwesenden verstehen, weshalb es wichtig ist, sich bei unternehmerischen Entscheidungen ganz genau den Zahlen zuzuwenden: „Ein Hotelier sagte einst zu mir, er hätte das Gefühl, dass es knapp wird, und er fragte mich, ob er der einzige sei, dem es so gehe. Ich antwortete ihm: ‚In jedem Fall bist Du einer, der nicht hinschaut!‘.“ Denn „gefühlte Zahlen“ unterscheiden sich oft drastisch von den echten. Genau hinschauen ist also das A und O. Doch auch die richtige Interpretation der Zahlen will gelernt sein.
„Ich habe Fieber – ja, ab wann ist das bedenklich? Die Zinsen steigen – was bedeutet das genau für den Betrieb?“ Und so ging es am Ende des Theorieteils auch noch um die Frage, inwiefern Zahlen Aufschluss darüber geben, ob ein Hotel als Unternehmen erfolgreich ist oder nicht.

10 Jahre Hotelbetrieb spielend meistern
„Ihr werdet heute alle eine Bilanz machen – und das geht ganz einfach!“ Henkels Worte zu Beginn des Praxisteils lösen ein Lächeln in den Gesichtern der Teilnehmer aus. Die Begriffe Mittelverwendung und Mittelherkunft werden geklärt, Absatz und Umsatz, Liquidität. Rechnungsblöcke und Stifte werden verteilt, Coins zurechtgelegt, Spielbretter ausgegeben – sie sind aufgebaut wie eine Bilanz: Links die Hotelbereiche wie Grundstück, Gebäude, Logis, F&B, Spa, MICE, sowie der Lagerbereich und die Verwaltung / Finanzen, rechts die Wareneinsatzkosten, Betriebskosten, Abschreibungen. Dann beginnt das Spiel, startet der Hotelbetrieb: „Im ersten Geschäftsjahr ist es unser wichtigstes Ziel, unser Hotel am Markt zu etablieren“, liest Henkel die Anweisung der Geschäftsführung vor. Ereignisse werden beschrieben, Kosten und Einnahmen festgestellt – entsprechend bewegen die Teilnehmer Coins auf dem Spielbrett aus der Kasse oder aus dem Keller (Wareneinsatz) in die jeweiligen Kostenbereiche. Rechnungen werden entsprechend der genannten Umsätze geschrieben, zusätzliche Coins eingenommen.
Das erste Geschäftsjahr endet, Henkel fragt in die Gruppe, ob erreicht wurde, was sich die Geschäftsführung vorgenommen hatte – und welche strategischen Entscheidungen die Workshop-Teilnehmer selbst treffen, welche neue Ziele sie ausgeben würden. Dann geht das Spiel weiter, das zweite Geschäftsjahr beginnt. Um das Ziel einer höheren Auslastung zu erreichen, werden die Werbungskosten erhöht. Im dritten Geschäftsjahr soll das Marketingbudget konstant bleiben, weil dies in Jahr 2 zu Auslastungssteigerungen geführt hat, jedoch muss jetzt auf das Ergebnis geachtet werden, weil die Verluste der beiden ersten Jahre nun nicht mehr akzeptiert werden können. „Wenn das Ergebnis nicht besser wird, müssen Geschäftsmodelle hinterfragt werden“, lautet die Ansage. Und so werden die einzelnen Geschäftsjahre entsprechend dem konstruierten Ablauf durchgespielt – mit Höhen und Tiefen. Immer werden genau die Geldströme verfolgt und Rechnungen geschrieben, am Ende des Jahres eine Gewinn- und Verlustrechnung erstellt und die Bilanz geprüft.
Nebenbei kann das ein oder andere grundlegende Missverständnis geklärt, die ein oder andere Wissenslücke gefüllt werden: „Wieso ich das aufgeführte Fremdkapital nicht dafür verwenden kann? Na, weil das ja alles gebunden ist, wie auf der linken Bilanzseite zu sehen: es steckt im Gebäude, in der Ausstattung und so weiter. Nur das Geld, das sich in der Kasse befindet, ist verfügbar. Wenn das alle ist, brauchen wir neues Geld, zum Beispiel einen Investor oder einen Kredit.“ Immer wieder werden die Spielanweisungen für thematische Ausflüge (Mengengeschäft vs. Margengeschäft) oder für Diskussionen und den Erfahrungsaustausch in der Gruppe genutzt: „Mehr Marketing, aber mit weniger Budget? Welche Möglichkeiten des kostenfreien Marketings gibt es denn?“ Was sagt die Personalaufwandquote aus? „Alleine erst einmal gar nichts. Wir müssen sie vergleichen… mit dem Vorjahr, mit dem Soll-Wert, mit einem Vergleichshaus oder mit dem Branchenschnitt. Doch wir müssen kritisch hinterfragen und Vorsicht walten lassen beim Benchmarken!“ Es geht um Lohnoptimierung, um Personalschulung, um Digitalisierung. Die Ausflüge in den Alltag der Teilnehmenden befeuert die Dynamik.

TOP 250 Teilnehmerurteile und Empfehlungen
„Das Lernspiel war super – ich bin total begeistert! Jochen Henkel ist ein toller Trainer, man hatte immer das Gefühl, auf Augenhöhe mit ihm zu sprechen. Und der Austausch mit den anderen Teilnehmern war klasse – wie immer eines der wichtigsten Dinge bei solchen Seminaren. Meine Empfehlung ist ganz klar, dass Teilnehmer aus mehreren Hotels gemeinsam spielen. Das war ohne Abzüge die lohnendste Weiterbildung, bei der ich je war!“

Wie diese Teilnehmerstimme zeigt, waren die meisten vom Workshop und vom Spielkonzept ausnahmslos begeistert. Dadurch, dass der eigentlich sehr trockene Lernstoff spielerisch vermittelt wird, empfanden es die Teilnehmer als viel einfacher, die Lerninhalte zu verstehen und nachzuvollziehen. Als entscheidend für den Lernerfolg stellte sich auch die Zusammenstellung der Gruppe heraus: Durch die Mischung aus allen Positionen und Bereichen, auch aus der Geschäftsführerebene, wurde das Thema aus vielen Perspektiven betrachtet und konnten Praxisbeispiele aus allen Abteilungen besprochen werden.
Lediglich die Teilnehmer mit ausgeprägtem BWL-Hintergrund fühlten sich etwas wenig herausgefordert, was belegt, dass der Workshop, wie er verspricht, vor allem Nicht-Zahlenmenschen dazu verhilft, ein Verständnis für betriebswirtschaftliche Zusammenhänge im Hotel zu entwickeln. Außerdem hat sich die Teilnehmerin aus dem Housekeeping mit den Themen nicht recht am Platz gefühlt – wahrscheinlich der Grund, weshalb es auch einen speziellen Nosolo Hotel-Workshop fürs Housekeeping in Zusammenarbeit mit der MR Housekeeping Akademie, Mareike Reis, gibt, bei dem Housekeeping-Themen eingebracht und besprochen werden.
Trotz dieser Einschränkungen bei der Zielgruppe lag die Weiterempfehlungsquote für Kolleginnen und Kollegen mit entsprechenden Voraussetzungen bei 100 Prozent. Angesichts der Wichtigkeit, die das Thema „unternehmerisches Mitdenken“ bei Hoteliers zu haben scheint, kristallisierte sich der Workshop als perfekte Weiterbildungsmöglichkeit für Abteilungsleiter, Stellvertreter und den Führungskräfte-Nachwuchs heraus.

„Da viele Führungskräfte in der Hotellerie aus den eigenen Reihen kommen, fehlt manchmal der unternehmerische Hintergrund. Dank meiner Affinität zu Zahlen hatte ich damit nie ein Problem. Wer sich mit dem Verständnis dafür aber schwer tut, und das ist bei den Gastgeberherzen oft der Fall, dem hilft der Workshop definitiv. Auf jeden Fall halte ich es für wichtig für die Abteilungsleiter und auch für die Multiplikatoren im Betrieb: Es gibt die ein oder andere Vertrauensperson in der Belegschaft, der manchmal Fragen oder Diskussionen angetragen werden. Und wenn diese Personen verstehen, warum eine Entscheidung so ausgefallen ist, wie sie es ist, und gelernt haben, wie sie das weitervermitteln können, dann ist damit allen geholfen.“

Ihre nächste Chance, das unternehmerische Mitdenken in Ihrem Team zu fördern
Workshop: Nosolo® – das Hotelpraxisspiel für Chefs und Teams
Trainer: Jochen Henkel
Termin: 27./28. November 2023 (Mo/Di)
Ort: Hotel Ullrich, 97725 Elfershausen
Dauer: 2 Tage (Tag 1: 9–18 Uhr, Tag 2: 9–17 Uhr)
Preise pro Teilnehmer:
TOP 250-Mitglied: 690,- € (netto) //
ohne Mitgliedschaft: 790,- € (netto)
Weitere Informationen zu Preisen, Frühbucherrabatten und Stornobedingungen unter www.repecon-akademie.de

Für ein optimales Workshop-Ergebnis empfehlen wir mindestens zwei, maximal vier Teilnehmer pro Hotel – aus verschiedenen Abteilungen. So wird sowohl der hotelübergreifende als auch der hotelinterne Austausch bestmöglich gefördert. Voraussetzung ist das Commitment zur gegenseitigen Offenheit und Verschwiegenheit. Der Workshop findet mit maximal 16 Personen statt – sichern Sie sich schnell Ihre Plätze mit einer Mail an Ihre Ansprechpartnerin Marion Kaufmann:
marion.kaufmann@repecon.de
_ Zweites Bild von Spielend leicht zu mehr Unternehmergeist im Team