25.01.2023 -
Certified
„Die Zertifizierung hilft, uns selbst zu hinterfragen“
Im Gespräch mit Gerald Schölzel, Geschäftsleiter von Kloster Seeon – Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern, zu seinen Erfahrungen mit Certified und den derzeitigen Entwicklungen in der Tagungshotellerie...
Sie sind seit Kurzem als Certified Conference Hotel mit dem Ergebnis „Exzellent“ zertifiziert. Warum haben Sie sich für eine Prüfung durch Certified entschieden?
Als hochspezialisiertes Tagungshaus haben wir mit dem Markennamen „Kloster Seeon – Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern“ einen sehr sperrigen Begriff. Manchen Tagungsgast kann dieser vielleicht sogar irritieren. Denn der Name „Kloster“ ruft ein Bild hervor, dass sie sich in einem sakralen, christlichen Umfeld wiederfinden oder plötzlich Mönche auftauchen könnten. Ebenso impliziert der Begriff „Bildungszentrum“ vielleicht, dass wir eine eigene Akademie haben und nur deren Mitglieder hier tagen dürfen. Dem ist natürlich nicht so. Durch meine frühere Tätigkeit für das ehemalige Lufthansa-Schulungszentrum, das zu einem Trainings- und Konferenzzentrum wurde, weiß ich um die Schwierigkeit, ein solches Produkt auf dem externen Markt zu platzieren. Denn die meisten dachten, dass dort nur Mitarbeitende der Airline geschult würden. Mit der Zertifizierung als Business- und Conference-Hotel hat die Vermarktung dann sehr gut funktioniert. In unserem Fall können wir nun über Certified dem B2B-Markt ganz klar kommunizieren, dass wir auch ein Tagungshotel und eben kein Kloster oder reines Bildungszentrum sind.
Wie haben Sie den Zertifizierungsprozess empfunden?
Dieser war – wie von uns erwartet – sehr akribisch von Till Runte und seinem Team vorbereitet. Es gab für uns Vieles im Vorfeld zu klären und auszufüllen. Das war nicht so einfach, aber davon sind wir auch ausgegangen. Denn wir wollten nicht einfach nur ein Label haben, das wir an unsere Tür hängen. Da gibt es genug andere, die das so machen. Vielmehr hatten wir die Erwartungshaltung, dass wir in Vorleistung treten und uns selbst vorab auf den Prüfstand stellen müssen. Nur so waren wir gut auf den Prüfer vorbereitet, der zu uns kam. Dieser hat dann, wie wir es uns auch gewünscht haben, alle unsere Angaben auf ihre Richtigkeit hin überprüft. Damit ist die Wertigkeit dieses Labels gegeben. Insbesondere die Vorbereitungsarbeit hat uns geholfen, ein paar Prozesse, Dienstleistungen und Ausstattungsmerkmale in unserem Haus zu überdenken. So haben wir beispielsweise entschieden, eine neue, moderne Schuhputzmaschine anzuschaffen, da unsere Tagungsgäste immer öfter als Bestandteil des Seminarprogramms den Rundweg um den Klostersee zum „walk to talk“ nutzen. Auf der anderen Seite haben wir uns aber bewusst gegen einen Room-Service entschieden, was eigentlich in der Business-Kategorie wichtig ist. Das möchten wir nicht, denn wir sind ein Conference-Hotel und wollen die Begegnung der Menschen in unserem Haus, in den Tagungsräumen und dem Restaurant fördern. Insgesamt hilft die Zertifizierung, uns noch einmal selbst zu hinterfragen und unser Angebot anzupassen.
Was hat Ihnen das Zertifikat nach den ersten Monaten an Mehrwert gebracht?
Der Mehrwert war tatsächlich schon in der Vorbereitung zur Zertifizierung auszumachen. Denn wir haben abteilungsübergreifend alle Kriterien mit den zuständigen Bereichen noch einmal diskutiert und wirklich kritisch hinterfragt. Dabei haben wir festgestellt, dass die sehr gut ausgearbeiteten Kriterien bei Certified, die aus der täglichen Praxis der Tagungshotellerie kommen, sehr gut mit dem übereinstimmen, was unseren Anspruch ausmacht. Deshalb hat es auch Spaß gemacht, herauszufinden, ob wir auf dem richtigen Weg sind und ob wir wirklich das umsetzen, was der Markt da draußen will.
Was unterscheidet Ihr Haus von anderen Tagungshotels?
Unser Haus ist zwischen Salzburg und München eingebettet. Dies ist eine wirtschaftlich gesunde Region, wo viel B2B- und Tagungsgeschäft generiert werden kann. Was uns sicher auszeichnet, ist die Lage auf einer Insel, in einem ehemaligen Kloster, das sich in einer wunderbaren, kulturell geprägten Naturlandschaft befindet. Darüber hinaus ist es aber auch ein Hotelprodukt, das nach ganz analytischen Kriterien durch Certified überprüft wurde. Somit zeigt Kloster Seeon die gelungene Symbiose von kultureller Historie und einem modernen Tagungsanspruch, den wir gewährleisten.
Sie haben ein breit gefächertes Angebot für Rahmenprogramme. Welchen Stellenwert nehmen heute Teambuilding-Angebote in der Tagungshotellerie ein?
In der Nach-Coronazeit mehr denn je. Früher ging es vor allem darum, ob in den Budgets Geld für Tagungen vorhanden ist. Doch nach zwei Jahren, in denen Menschen nicht mehr so richtig zusammenkommen konnten, hat sich die Einstellung verändert. Denn die Wirtschaft hat sich weiterentwickelt, neue Teams sind entstanden, die sich vielleicht nur virtuell kennen. Nun müssen diese lernen miteinander auszukommen und analog zu sprechen. Das klappt aber nicht von heute auf morgen, sondern sie müssen hingeführt werden. Dabei hilft ein Rahmenprogramm, ergänzend zu dem Seminar mit den rein fachlichen Inhalten. Dieser Teambuilding-Prozess kann die in den vergangenen Jahren entstandene Distanz auflösen und Menschen zusammenführen. Dafür gibt es momentan eine sehr hohe Nachfrage.
Sie sind Mitglied im Vorstand des degefest e.V., dem Verband der Kongress- und Seminarwirtschaft, für den Fachbereich Tagungshotellerie. Dort haben Sie einen intensiven Einblick in die Entwicklung der Branche. Wohin geht die Reise nach dem pandemiebedingten Stillstand?
Derzeit merken wir alle eine unglaublich hohe Nachfrage im Bereich Tagungen, die wir gar nicht in dem Umfang bedienen können. Denn die Firmen haben erkannt, dass die Mitarbeitenden und Führungskräfte in die Normalität zurückbegleitet werden müssen. Auffällig ist auch, dass die digitale Technik beibehalten wird. Jedoch ist die Nachfrage nach echten hybriden oder rein digitalen Formaten eher rückläufig. So wird ab und an ein Referent mit seinem Beitrag der Konferenz zugeschaltet, aber meist nur mit einem Statement, bei dem kein großer Diskussionsrahmen erwartet wird. Aber bei den Veranstaltungen, wo das „Netzwerken“ und die physische Präsenz eine Rolle spielt, wird möglichst vermieden, Teilnehmer hybrid zuzuschalten. Das verstärkte Augenmerk liegt – nach unserer Erfahrung – derzeit auf Tagungen mit Netzwerk-Charakter. Um es auf den Punkt zu bringen: Präsenz, Präsenz, Präsenz. Im Übrigen, gerne auch in Verbindung mit sehr gutem Essen. Denn die Leute haben wieder Freude daran, gemeinsam zu essen und zu trinken. Dabei lassen sich unkompliziert neue Kontakte knüpfen und das ist ja das Ziel unserer Branche: Wir bringen die Menschen zusammen.
Als hochspezialisiertes Tagungshaus haben wir mit dem Markennamen „Kloster Seeon – Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern“ einen sehr sperrigen Begriff. Manchen Tagungsgast kann dieser vielleicht sogar irritieren. Denn der Name „Kloster“ ruft ein Bild hervor, dass sie sich in einem sakralen, christlichen Umfeld wiederfinden oder plötzlich Mönche auftauchen könnten. Ebenso impliziert der Begriff „Bildungszentrum“ vielleicht, dass wir eine eigene Akademie haben und nur deren Mitglieder hier tagen dürfen. Dem ist natürlich nicht so. Durch meine frühere Tätigkeit für das ehemalige Lufthansa-Schulungszentrum, das zu einem Trainings- und Konferenzzentrum wurde, weiß ich um die Schwierigkeit, ein solches Produkt auf dem externen Markt zu platzieren. Denn die meisten dachten, dass dort nur Mitarbeitende der Airline geschult würden. Mit der Zertifizierung als Business- und Conference-Hotel hat die Vermarktung dann sehr gut funktioniert. In unserem Fall können wir nun über Certified dem B2B-Markt ganz klar kommunizieren, dass wir auch ein Tagungshotel und eben kein Kloster oder reines Bildungszentrum sind.
Wie haben Sie den Zertifizierungsprozess empfunden?
Dieser war – wie von uns erwartet – sehr akribisch von Till Runte und seinem Team vorbereitet. Es gab für uns Vieles im Vorfeld zu klären und auszufüllen. Das war nicht so einfach, aber davon sind wir auch ausgegangen. Denn wir wollten nicht einfach nur ein Label haben, das wir an unsere Tür hängen. Da gibt es genug andere, die das so machen. Vielmehr hatten wir die Erwartungshaltung, dass wir in Vorleistung treten und uns selbst vorab auf den Prüfstand stellen müssen. Nur so waren wir gut auf den Prüfer vorbereitet, der zu uns kam. Dieser hat dann, wie wir es uns auch gewünscht haben, alle unsere Angaben auf ihre Richtigkeit hin überprüft. Damit ist die Wertigkeit dieses Labels gegeben. Insbesondere die Vorbereitungsarbeit hat uns geholfen, ein paar Prozesse, Dienstleistungen und Ausstattungsmerkmale in unserem Haus zu überdenken. So haben wir beispielsweise entschieden, eine neue, moderne Schuhputzmaschine anzuschaffen, da unsere Tagungsgäste immer öfter als Bestandteil des Seminarprogramms den Rundweg um den Klostersee zum „walk to talk“ nutzen. Auf der anderen Seite haben wir uns aber bewusst gegen einen Room-Service entschieden, was eigentlich in der Business-Kategorie wichtig ist. Das möchten wir nicht, denn wir sind ein Conference-Hotel und wollen die Begegnung der Menschen in unserem Haus, in den Tagungsräumen und dem Restaurant fördern. Insgesamt hilft die Zertifizierung, uns noch einmal selbst zu hinterfragen und unser Angebot anzupassen.
Was hat Ihnen das Zertifikat nach den ersten Monaten an Mehrwert gebracht?
Der Mehrwert war tatsächlich schon in der Vorbereitung zur Zertifizierung auszumachen. Denn wir haben abteilungsübergreifend alle Kriterien mit den zuständigen Bereichen noch einmal diskutiert und wirklich kritisch hinterfragt. Dabei haben wir festgestellt, dass die sehr gut ausgearbeiteten Kriterien bei Certified, die aus der täglichen Praxis der Tagungshotellerie kommen, sehr gut mit dem übereinstimmen, was unseren Anspruch ausmacht. Deshalb hat es auch Spaß gemacht, herauszufinden, ob wir auf dem richtigen Weg sind und ob wir wirklich das umsetzen, was der Markt da draußen will.
Was unterscheidet Ihr Haus von anderen Tagungshotels?
Unser Haus ist zwischen Salzburg und München eingebettet. Dies ist eine wirtschaftlich gesunde Region, wo viel B2B- und Tagungsgeschäft generiert werden kann. Was uns sicher auszeichnet, ist die Lage auf einer Insel, in einem ehemaligen Kloster, das sich in einer wunderbaren, kulturell geprägten Naturlandschaft befindet. Darüber hinaus ist es aber auch ein Hotelprodukt, das nach ganz analytischen Kriterien durch Certified überprüft wurde. Somit zeigt Kloster Seeon die gelungene Symbiose von kultureller Historie und einem modernen Tagungsanspruch, den wir gewährleisten.
Sie haben ein breit gefächertes Angebot für Rahmenprogramme. Welchen Stellenwert nehmen heute Teambuilding-Angebote in der Tagungshotellerie ein?
In der Nach-Coronazeit mehr denn je. Früher ging es vor allem darum, ob in den Budgets Geld für Tagungen vorhanden ist. Doch nach zwei Jahren, in denen Menschen nicht mehr so richtig zusammenkommen konnten, hat sich die Einstellung verändert. Denn die Wirtschaft hat sich weiterentwickelt, neue Teams sind entstanden, die sich vielleicht nur virtuell kennen. Nun müssen diese lernen miteinander auszukommen und analog zu sprechen. Das klappt aber nicht von heute auf morgen, sondern sie müssen hingeführt werden. Dabei hilft ein Rahmenprogramm, ergänzend zu dem Seminar mit den rein fachlichen Inhalten. Dieser Teambuilding-Prozess kann die in den vergangenen Jahren entstandene Distanz auflösen und Menschen zusammenführen. Dafür gibt es momentan eine sehr hohe Nachfrage.
Sie sind Mitglied im Vorstand des degefest e.V., dem Verband der Kongress- und Seminarwirtschaft, für den Fachbereich Tagungshotellerie. Dort haben Sie einen intensiven Einblick in die Entwicklung der Branche. Wohin geht die Reise nach dem pandemiebedingten Stillstand?
Derzeit merken wir alle eine unglaublich hohe Nachfrage im Bereich Tagungen, die wir gar nicht in dem Umfang bedienen können. Denn die Firmen haben erkannt, dass die Mitarbeitenden und Führungskräfte in die Normalität zurückbegleitet werden müssen. Auffällig ist auch, dass die digitale Technik beibehalten wird. Jedoch ist die Nachfrage nach echten hybriden oder rein digitalen Formaten eher rückläufig. So wird ab und an ein Referent mit seinem Beitrag der Konferenz zugeschaltet, aber meist nur mit einem Statement, bei dem kein großer Diskussionsrahmen erwartet wird. Aber bei den Veranstaltungen, wo das „Netzwerken“ und die physische Präsenz eine Rolle spielt, wird möglichst vermieden, Teilnehmer hybrid zuzuschalten. Das verstärkte Augenmerk liegt – nach unserer Erfahrung – derzeit auf Tagungen mit Netzwerk-Charakter. Um es auf den Punkt zu bringen: Präsenz, Präsenz, Präsenz. Im Übrigen, gerne auch in Verbindung mit sehr gutem Essen. Denn die Leute haben wieder Freude daran, gemeinsam zu essen und zu trinken. Dabei lassen sich unkompliziert neue Kontakte knüpfen und das ist ja das Ziel unserer Branche: Wir bringen die Menschen zusammen.